Neueste Einträge (9)
Gedenkkerze
Bettina
Du warst die Beste
Gedenkkerze
*
Gedenkkerze
Sven Voigt
Jetzt bist Du wieder mit Pana vereint
Kondolenz
Zum Abschied von Ilo
17.11.2017 um 15:25 UhrReutlingen, 16. November 2017
ILO
(Intensiv Lebenslustiges Original)
Ilo – so haben sie die genannt, die sie geliebt haben. Und Ilo hat mit ihrer ganz eigenen Art eine Menge von Menschen gehabt, die sie geliebt haben. Es war einfach schön, mit ihr zusammen zu sein.
In der Familie, in die sie als achtes von zehn Kindern hineingeboren wurde, hatte es niemand leicht. Nahezu jedes Jahr kam ein Geschwisterkind dazu, immer abwechselnd ein Junge und ein Mädchen, aber der Platz für die wachsende Familie wurde nicht mehr.
Ilo hat auf ihre eigene Art etwas aus ihrer Geschichte gemacht. Sie hat es immer gemocht, wenn andere um sie herum waren. Sie hat immer einen Blick dafür gehabt, wer wirklich gerade Hilfe braucht und hat gerne geholfen. Sie hat aber auch für sich entschieden, dass sie selbst ihr Leben anders gestalten will und das hat sie konsequent und erfolgreich gemacht. Manche werden dann überheblich, arrogant und ausgrenzend, wenn sie „es geschafft' haben. Ilo nicht. Sie hat ein gutes, manchmal ein zu gutes Herz gehabt. Sie hat sich manches Mal zu etwas überreden lassen, bei dem sie später dann doch enttäuscht wurde: Nicht schlimm! Sie ist sich und ihrer Art zu leben treu geblieben.
Lebenslust. Das war das nächste, was mich fasziniert hat an diesem Menschen. Ilos Augen zu sehen, das Strahlen darin, das war die blanke Lebenslust. Nach einem eher rauen Start ins Leben hat sie sehr schnell begonnen, dieses Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie hat zuerst bei Unomat gearbeitet, aber – darüber werden wir später noch einiges hören, den Löwenanteil ihres Erwerbstätigenlebens hat sie bei der Firma Bosch verbracht. Sie hat gern gearbeitet und sie war auch bei der Arbeit gern gesehen. Ihr wichtigstes Ziel war die Unabhängigkeit. Sie hat Geld verdient, um selbstständig leben zu können. Sie hat keine Schulden gemacht, denn das hätte ihr die Unabhängigkeit genommen. Sie hat ihre Unabhängigkeit dann aber auch gelebt – sie hat sich etwas gegönnt, hat gerne Reisen gemacht mit Freundinnen, mit befreundeten Paaren, denn sie selbst hat ihre Unabhängigkeit zwar nicht aufgegeben, aber einem Menschen ihr Herz geschenkt.
Ilo und Pana – das war für fast 3 Jahrzehnte ein Traumpaar. Das waren zwei Menschen, die sich gefunden hatten und die durchs Feuer gegangen sind füreinander ohne sich gegenseitig die Freiheit zu nehmen. Ilo hat Pana über sein Fußball-Spielen kennengelernt.
Dazu gleich noch mehr. Ilo verstand aber schon vor Pana, mit ihm und immer auch mit ihren Freundinnen zusammen, das Leben zu genießen. Sie genoss es, Reisen zu machen. Wohin? Immer dorthin, wo Sonne und Strand zu finden waren. In der Karibik hat sie sich wohl gefühlt, in Spanien, in Griechenland, in Mexiko und in Ägypten – Hauptsache, es gab Strand, Sonne, nette Menschen und Ramazotti.
Sonne! Kaum fielen die ersten Sonnenstrahlen auf sie, war sie auch schon braungebrannt und ihre Augen strahlten noch mehr als zuvor.
Lebenslust. Auch Lebenslust, neben ihrem normalen Job nebenher im Sportpark zu kellnern. Sie hätte es nicht gebraucht, aber sie hat es gemocht. Sie war gerne mit Menschen in Kontakt, das hat ihr Spaß gemacht!
Neben dem Schichtdienst auch das noch unter den Hut zu bekommen, das erfordert Disziplin, Selbstdisziplin. Davon ist bei Ilo unglaublich viel zu finden.
Sie hat sich fit gehalten und auch das mit Spaß dabei.
Sie hat natürlich auch ihre Marotten gehabt, hat zum Beispiel Armbanduhren gesammelt, das hat zur Lebenslust dazugehört. Unglaublich viele hat sie zusammengetragen und auch getragen.
Ohne Pana wäre Ilos Leben kaum denkbar gewesen. Wie gesagt: beim Fußball haben sie sich kennengelernt. Ein faszinierender Kerl auf dem Platz und eben nicht nur da. Mit Witz, Charme, Männlichkeit und dem richtigen Sinn dafür, das Glück, das er gefunden hatte, nicht durch Besitzansprüche zu gefährden.
Sie haben sich gegenseitig Lebensqualität und Freiheit gegeben. Sie haben das Leben gemeinsam gestaltet, waren vertraut miteinander. Vertrautheit reichte ihnen. Ein Trauschein war völlig unnötig, fanden sie. Gut, dass es Freundinnen gibt. Wäre da nicht die engste Vertraute gewesen, vielleicht hätten Ilo und Pana gar nicht geheiratet. Die Welt wäre um ein traumhaftes Fest ärmer gewesen und es war gut, dass sie sich dieses Ja-Wort noch einmal und für alle so deutlich gegeben haben, denn viel zu früh verstarb Pana. 9 Monate ist das her.
Seitdem war das Leben von Ilo nicht mehr dasselbe. Neben einigen Anfeindungen, die sie leider erleben musste, war das Leben für sie nicht mehr von der gleichen Qualität. Sie hat gelitten und nur langsam, schleppend kam sie ins Leben zurück.
Ich weiß nicht, ob das alle gemerkt haben. Wir werden gleich das Lied von Kerstin Ott über die hören, die immer lacht. Denn das war Ilo auch. Sie hat nicht andere belasten wollen. Sie hat immer gute Laune bringen wollen. Ihre Tränen wollte sie gerne für sich vergießen. Und auch hier war es wieder gut, dass sie Freundinnen und Freunde hatte, die das zugelassen haben und gleichzeitig gezeigt haben, dass sie immer eine offene Tür vorfindet, wenn sie es will.
Sie selbst war ja mit Pana zusammen genauso: Großzügigkeit, Freude, Unternehmungsgeist und nahezu grenzenlose Hilfsbereitschaft haben sie ausgezeichnet. Ilo war schon eine besondere unter den Besonderen und deshalb bleibt auch so viel von ihr.
Jeder Sonnenstrahl wird an sie erinnern. Jedes Sandkorn wird Erinnerungen wachrufen. Ihr Lachen und ihre Offenheit, aber auch ihre Klarheit und Ehrlichkeit werden in Erinnerung bleiben. Ihr Mut, sich zu lösen aus dem, was unvermeidbar erscheint: Ja, das Kind aus einfachen Verhältnissen kann das Leben meistern, gestalten, genießen und etwas daraus machen!
Gut gemacht!
Ilo hat nicht viel an Startkapital vom Chef mitbekommen. Vielleicht hat sie deshalb nicht so einen Drang zur Kirche gehabt. Aber Ilo hat aus allem, was sie bekommen hat, ein Vielfaches gemacht: Ein Vielfaches an Liebe, an Vielfaches an Lebensqualität, ein Vielfaches an Menschlichkeit und Großzügigkeit.
Wenn wir später das Lied von Andreas Gabalier hören werden, in dem er hoffend singt, dass wir uns einmal wiedersehen, dann gibt es dafür einen Grund. Das, was Ilo anvertraut war, das hat sie multipliziert. Es besteht die begründete Hoffnung, dass Gott zu ihr gesagt hat: „Das hast du gut gemacht.' Und es gibt ein Wiedersehen im Himmel.
Sie war auf einem guten Weg wieder die Frau zu werden, die sie mit Pana war. Und vielleicht noch mehr. Vielleicht nicht mehr nur die, die immer lacht. Vielleicht auf eine tiefere Weise noch als bisher ehrlich vor anderen. Nun, das ist meine Hoffnung, ist sie dort, wo die Sonne immer scheint und die Sandstrände unendlich sind. Und in Erinnerung behält man sie als die, die anderen nicht zur Last fallen wollte, sondern Sonne verbreitet hat. Die, die immer lacht: Ilo.
David Andreas Roth
Redner.Pastor.Publizist.
moseprojekt.de