Ablauf der Bestattung
Ein Abschied, der zum Leben gehört
In der Trauer um einen nahestehenden Menschen sollte niemand allein bleiben. Ganz egal, ob ein Mensch den Kirchen nahe steht, oder nicht, die feierliche Gemeinschaft in der Trauer ist ein wohltuendes Zeichen der Solidarität und einer der ersten Schritte zur Bewältigung des Verlustes in der Trauer.
Deshalb muss diesem Abschied, der zum Leben gehört, Zeit eingeräumt werden.
Alles hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit.
(Die Bibel, aus Prediger 3)
Doch nicht nur die Solidarität in der Trauer hilft dabei, dem Tod entgegenzutreten. Nach dem christlichen Verständnis behält der Tod nicht das letzte Wort, die christliche Hoffnung reicht über den Tod hinaus. Der Glaube gibt Kraft, dem Tod im Leben zu begegnen.
Mit diesem Glauben stehen die Vertreterinnen und Vertreter der christlichen Kirchen, Menschen zur Seite, die einerseits mit ihrer Trauer beschäftigt sind und zugleich viele praktische Entscheidungen treffen müssen. Vor Ort sind das meist die Pfarrerinnen und Pfarrer, darüber hinaus kümmern sich aber auch haupt- und ehrenamtliche Kräfte im Krankenhaus, in Pflegeheimen, in der Krankenhausseelsorge, den Diakonie- und Sozialstationen und Hospizvereinen.
Es ist hilfreich und gut, wenn man sich zum Abschiednehmen Zeit lassen kann. Pfarrerinnen und Pfarrer können zum Abschiednehmen, zu einer Andacht, auch mit Abendmahl gerufen werden. Manchmal wünscht sich der sterbende Mensch einen Abschiedssegen. Nicht immer können Angehörige zum Todeszeitpunkt am Sterbebett sein. Dann kann der Abschiedssegen auch als Aussegnungsfeier gestaltet werden, sei es zu Hause, im Krankenhaus oder auf dem Friedhof am offenen Sarg im Aufbahrungsraum.
Der Weg zum letzten Weg
Die kirchliche Bestattungsfeier wird mit den Angehörigen in einem Trauergespräch vorbereitet. In der Regel wird ein Bibeltext als Grundlage für die Traueransprache ausgesucht, Wünsche und Vorschläge zu Liedern und Musikstücken besprochen und bestimmt. Unsere kirchliche Tradition hält Worte, Bilder und Lieder bereit, die über Jahrhunderte immer wieder Menschen getröstet haben und im Angesicht des Todes Hoffnung und Zuversicht zusprechen. Gefühle und Gedanken angesichts des Todes können ausgesprochen werden: Was der Verstorbene einem bedeutet hat, was gemeinsam erlebt wurde, kommt zur Sprache. Alles wird vertraulich behandelt. Nur mit dem Einverständnis der Angehörigen werden Inhalte des Gesprächs in der Traueransprache aufgegriffen.
Im Allgemeinen sind die örtlichen Pfarrer für die Bestattung der Gemeindeglieder zuständig? entsprechend dem Parochialprinzip. Wenn jemand unbedingt einen anderen Geistlichen für den Trauergottesdienst wünscht, sind Ausnahmen möglich. Auch aus der Kirche Ausgetretene können in besonderen Fällen kirchlich bestattet werden, wenn es der ausdrückliche Wunsch der Angehörigen ist. Auch distanzierte Mitglieder wünschen sich im Todesfall von nahen Angehörigen häufig die Begleitung durch einen Pfarrer. Auch hier gilt im Allgemeinen das Parochialprinzip.
Auf dem Friedhof Unter den Linden in Reutlingen stellt die Evangelische Kirche die Katharinenkirche für Trauergottesdienste aller Konfessionen zur Verfügung.
In der Bestattungsfeier wird der Erinnerung an den Verstorbenen, der Hoffnung auf das Ewige Leben und einer Perspektive für die Hinterbliebenen Raum gegeben. Vor dem Hintergrund neuer Untersuchungen zur Trauerarbeit spiegeln sowohl die Gestaltung einzelner liturgischer Elemente als auch die Struktur des Bestattungsgottesdienstes den vielleicht Jahre dauernden Trauerweg der Angehörigen wieder. Der Gang durch die einzelnen Trauerphasen wird während der Feier symbolisch vollzogen, heißt es im aktuellen Gottesdienstbuch der Evangelischen Landeskirche zur Bestattung.
Die Kirchen ermutigen dazu, auch Kinder an der Trauerfeier teilnehmen zu lassen. Auch sie leiden unter dem Verlust. Wenn sie an einer Trauerfeier teilnehmen, können sie Formen finden und einüben, um ihrem Schmerz und ihrer Liebe, die über den Tod hinaus reicht, Ausdruck zu verleihen.
Der Weg der Trauer ins Leben
Auch nach der Bestattungsfeier stehen die Pfarrerinnen und Pfarrer den Hinterbliebenen für Gespräche zur Verfügung, um den Weg des Lebens, den der Trauernde nun ohne den Verstorbenen gehen muss, zuversichtlich beschreiten zu können. In den Gemeindegottesdiensten wird schließlich in den Abkündigungen, oder Fürbittengebeten der Verstorbenen gedacht. Oft wird auch am Ewigkeitssonntag (Sonntag vor dem 1. Advent) in den Gemeindegottesdiensten namentlich der Toten gedacht.
Bildquelle: Wikipedia, Silar (CC BY-SA 3.0)