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Seelsorge

Autor Iris Kreppenhofer (GEA)

Von der Sterbebegleitung bis zur Trauerpredigt sind Pfarrer ein wichtiger Beistand für die Hinterbliebenen. Beispielhaft genannt sei Pfarrerin Gerlinde Henrichsmeyer, die für die Reutlinger Teilgemeinde Mittelstadt zuständig ist und erläutert, was Pfarrer im Todesfall leisten.

Sterbebegleitung für Hinterbliebene

Seelsorgerin Gerlinde Henrichsmeyer

Wenn Angehörige sich bei Gerlinde Henrichsmeyer melden, dass ein Familienmitglied am Sterbebett ihren Besuch wünscht, kommt die Pfarrerin gerne, um dem Kranken den kirchlichen Segen zuzusprechen, den Psalm 23 oder das Vaterunser zu beten. "Es ist verblüffend, wie tief solche vertrauten Worte in unserem Unterbewusstsein verankert sind", sagt sie, "bei vielen kehrt dann Ruhe und Frieden ein und sie können besser loslassen". Die Pfarrerin geht auch ins Altenheim oder Krankenhaus, um Sterbenden ihren letzten Weg zu erleichtern. Sie hat oft den Eindruck, dass es die Angehörigen schätzen, wenn das Familienmitglied auf würdige Weise verabschiedet wurde.

Was viele nicht wissen, man darf den Verstorbenen zwei Tage zu Hause behalten

Ist jemand daheim entschlafen, muss zwar der Arzt verständigt werden, um den Totenschein auszustellen, aber der Bestatter muss nicht sofort aktiviert werden: "Was viele nicht wissen, man darf den Verstorbenen zwei Tage zu Hause behalten, um Abschied zu nehmen." Die Pfarrerin erinnert sich, dass früher der Leichnam noch von den Angehörigen gewaschen und hergerichtet wurde, bevor der Bestatter kam, um ihn abzuholen, heute wird das delegiert. Trotzdem geschieht es noch, dass Angehörige darum bitten, dass der Verstorbene zu Hause ausgesegnet wird, bevor der Bestatter kommt.

Heutzutage wird die Pfarrerin meist von Angehörigen oder dem Bestatter verständigt, damit die Beerdigung beziehungsweise Bestattung organisiert werden kann, sobald ein Leichnam dafür freigegeben ist. Dann gilt es, mit den Angehörigen einen gemeinsamen Termin in Absprache mit dem Friedhofsamt zu
finden. "Meist sind es vier, fünf Tage", so die Pfarrerin, "dann haben die Angehörigen etwas Zeit, sich darauf einzustellen". Auch mit dem Bestattungschor, der Bläsergruppe oder anderen Musikern muss sie den Termin und die Inhalte der Trauerfeier koordinieren.

Trauergespräch mit Angehörigen

Wichtig vor einer Predigt zur Bestattung ist für Gerlinde Henrichsmeyer das Trauergespräch mit den Angehörigen. Sie ist seit dreieinhalb Jahren in Mittelstadt und damit für gut 1800 Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde zuständig. Die Pfarrerin lernte zwar in dieser Zeit immer mehr Familien kennen, ist aber natürlich auch darauf angewiesen, persönliche Auskünfte über den Verstorbenen zu erhalten, um eine individuelle Trauerrede halten zu können.

"Zunächst mal lasse ich die Angehörigen gerne erzählen, was in den letzten Tagen und Wochen passiert ist", sagt sie, "da kriegt man schon viel mit, wie es zum Tod kam und wie das Familienleben abläuft". Die Pfarrerin fragt nach biografischen Daten vom Geburtsdatum über den Schulort bis hin zu Beruf und Hobbies, um einen möglichst persönlichen Abschied gestalten zu können. Auch Antworten auf die Frage, wie die einzelnen Familienmitglieder zum Verstorbenen standen, helfen ihr dabei weiter. "Ich kann es mir nur schwer vorstellen", so die Pfarrerin, "bei einer Bestattung das Evangelium ohne Bezüge
zur Person zu predigen"
. Dabei überlässt sie es den Angehörigen, wenn Brüche in einer Biografie übergangen werden sollen. Auch der Konfirmationsspruch könne zur Person und damit zur Trauerrede passen.

Bei tragischen Todesfällen suchen die Hinterbliebenen bei der Pfarrerin auch Antworten auf die Fragen "Warum?" und "Warum trifft es uns?". Dann versucht sie Trost zu spenden, beispielsweise in dem Sinne, dass der Verstorbene nicht verloren ist, da die Liebe zu ihm bleibt. Auch Fragen der Schuld, des Zorns oder von nicht gelösten Konflikten der Angehörigen mit dem Verstorbenen werden an Gerlinde Henrichsmeyer herangetragen. "Auch wenn es im Leben nicht zur Versöhnung kam", antwortet sie dann gerne, "so kann man doch richtig Abschied nehmen und die Sache ruhen lassen".
Bildquelle: Iris Kreppenhofer (GEA)